Innovations­plattform

Wissenschafts­kommunikation für ein nachhaltiges und nutzerorientiertes Bauen im urbanen Raum – klimagerechtes Planen und Bauen

Projekt­trägerTU Dresden
Projekt­partner

THE-C2 GmbH

C3 e.V.

GWT-TUD GmbH

Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG – Deutsche Basalt Faser GmbH

Landeshauptstadt Dresden

Architektenkammer Sachsen

Handwerkskammer Dresden

Projekt­ziele
  • Sichtbarmachung von Innovationen durch geeignete Wissenschafts­kommunikation, damit lokale Firmen zukünftige Anwendungsfelder erschließen können
  • Überführung von Technologie in die Wirtschaft, da kleinere Firmen meist keine F&E betreiben
  • Erarbeitung von gemeinsamen Zielstellungen und Prozesse, damit die Planungssicherheit von lokalen Firmen gestärkt wird
  • Bereitstellung eines Ansprechpartners bzw. neutralen Intermediäres,
    der bei Konflikten zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit vermitteln kann
  • Etablierung einer nachhaltigen Kommunikationsplattform als erste Anlaufstelle für lokale Vernetzung der relevanten Stakeholder untereinander durch gemeinsame Reallabore
  • Erleichterung der Transformationsprozesse in der Bevölkerung durch transparente Kommunikation
Laufzeit2021-2022

Hintergrund

Der Errichtung und dem Betrieb von Gebäuden werden weltweit rund ein Drittel aller Treibhausgasemissionen zugerechnet. Die Auswirkungen, die der enorme Ressourcen- und Energieverbrauch sowie Bodenversiegelung und Bauabfälle auf unseren Planeten haben, sind desaströs. Um das EU-Ziel des klimaneutralen Europas bis 2050 zu erreichen, muss daher der Ressourcenverbrauch von Gebäuden im gesamten Lebenszyklus dauerhaft weitreichend reduziert werden. Das ist eine gewaltige Herausforderung, die schon in naher Zukunft einen schnellen und radikalen Wandel erfordert. Deshalb sehen wir gerade in Ansätzen zum klimagerechten Planen und Bauen ein wesentliches Handlungsfeld im Kampf gegen den Klimawandel.

Insbesondere der Bereich der Baukonstruktion von Gebäuden spielt aufgrund der hier gebundenen „Grauen Energie“ in Form der verbauten Materialen eine immer stärkere Rolle. Während erneuerbare Energien, effizientere Geräte, energetische Sanierungen und weitere Maßnahmen den Anteil der Emissionen aus dem Betrieb kontinuierlich senken, scheint bisher die Baukonstruktion in der extrem energie- und ressourcenhungrigen Stahlbetonbauweise unersetzbar. Allein die Zementindustrie ist für acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Klimaneutral
Projizierter Trend der Treibhausgasemissionen im Lebenszyklus von Gebäuden
hinsichtlich Umfang und Aufteilung (Forestry Innovation Investment, 2017)

Tatsächlich gibt es erste Ideen und innovative Lösungsansätze auch aus der hiesigen Wissenslandschaft, die auf unsere Nachhaltigkeitsziele einzahlen. Einsparungen in der Baukonstruktion von Gebäuden und beim Design von Bauteilen lassen sich zum Beispiel mithilfe innovativer Materialien wie Betonverbundwerkstoffen oder alternativen Baustoffen wie Holz realisieren. Häufig können diese aber nicht serienmäßig zur Anwendung kommen, weil sie bisweilen zu wenig bekannt sind oder sich deren praktische Einführung zu langwierig gestaltet. Im Positionspapier „Haus der Erde“ fordert der Bund Deutscher Architekten daher unter anderem eine „Kultur des Experimentierens“, denn nur „durch Experimentieren und Lernen, durch Navigieren und Korrigieren dieser Ideen entstehen Innovationen, die Angebote für einen ökologischen Verhaltenswandel auf unterschiedlichen Ebenen eröffnen.“

Im Innovationsprozess baut ein Experiment auf dem anderen auf und akkumuliert so auf Dauer Wissen. Um aber die Forschungszyklen im Baubereich auf das dringend benötigte Tempo zu beschleunigen, bedarf es ein Modell der Sprunginnovationen, vergleichbar mit dem digitalen Sektor, in dem gewisse Innovationsschritte ausgelassen werden. Würde neu generiertes Wissen, das auch im Bausektor an vielen Stellen entsteht, in Pioniervorhaben und Modellprojekten stärker forciert, dann könnte die Entwicklung enorm beschleunigt werden. Weil Experimente im Bausektor aber mit einem ungleich höheren Risiko einhergehen als klassische Laborexperimente, brauchen wir Reallabore, in denen gesetzliche Rahmenbedingungen definiert abgesenkt und Versuche wissenschaftlich begleitet werden. Gleichzeitig entstünden hier praktische Erfahrungen und positive Geschichten, die es ermöglichen, die Gesellschaft für den Transformationsprozess zu gewinnen. Im Gegenzug gewinnen sie und auch die ganze Branche Erfahrungen, die wiederum zur Verbesserung der Lösungsansätze führen.

Dieses Vorgehen verlangt von allen beteiligten Akteur*innen mehr Mut, neue Denkmodelle und insbesondere von der Politik ein klares Bekenntnis zu großen Zielvorgaben, zum Experiment und zum notwendigen Risiko. Öffentliche Auftraggeber*innen könnten beispielsweise fünf Prozent ihres Investitionsvolumens gezielt für Experimente einsetzen, im Bewusstsein des Risikos, mögliche Fehler mit einer Nachfinanzierung wieder einzufangen.

Diese hohen Anforderungen an die Stakeholder*innen, namentlich öffentliche und private Bauherr*innen, Investor*innen, Genehmigungsbehörden, Planer*innen und ausführende Unternehmen können nur überwunden werden, wenn diese über einen dauerhaften und koordinierten Zugang zu wissenschaftlichen bzw. technologischen Erkenntnissen verfügen und dieses Wissen durch effiziente und nachhaltige Kommunikationswege in Form von Pilotprojekten verstetigt werden kann. Durch eine zielgruppengerechte Wissenschaftskommunikation sowie einen multilateralen Austausch sollen die maßgebenden Akteure in die Lage versetzt werden, Entscheidungen zu treffen, die den Nutzern unserer Infrastruktur einen größtmöglichen Mehrwert bieten und gleichzeitig die Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllen.